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Subversive Maschen. Workshops zu Handarbeit und Widerstand

Am ersten Sonntag des Festivals stiften wir zu kleinen Zusammenkünften an. In vier Workshops, die sich zeitgenössischen Formen der künstlerisch-handwerklichen Tätigkeiten widmen, möchten wir Räume des weiblichen Widerstands im gemeinschaftlichen Tun erkunden. Beim Weben, 3-D-Drucken oder CD-Mixen werden wir kreativ, tauschen uns aus und schöpfen Kraft aus dem gemeinsamen feministischen Handeln. Das Selbermachen steht dabei in Opposition zum Klischee der liebevollen Hausfrau und sucht den Widerstand zum privat-schläfrigen Eigenheim und der apolitischen Fürsorge, die Frauen* weiterhin zugeschrieben wird. Alle sind herzlich willkommen!

Der Eintritt ist frei. Anmeldung mit Angabe des Wunsch-Workshops unter reservierung(at)theater-hochx.de.



11.00 Uhr | Festivalzentrum

Impuls für alle:

Stefanie Müller
Aufstand der textilen Zeichen

Filmstill aus Elegie einer Elefantin © Klaus Erika Dietl und Stephanie Mueller

Die Künstlerin Stephanie Müller führt Bildende Kunst, Performance, Musik und Sozialwissenschaften zusammen. Sie studierte an der LMU München sowie an der Akademie der Bildenden Künste in München. In ihrer künstlerischen Auseinandersetzung interessiert sie sich für Prozesse der Transformation, der Vergänglichkeit. Der MEDIENDIENST LEISTUNGSHÖLLE ist ihre Münchner Basis, die sie als nomadisch-kollaborative Spiel- und Werkstätte nutzt. Von hier aus sucht sie den Austausch mit anderen Künstler*innen. Mit Laura Melis Theis (Oxford) hat sie das Musik- und Performanceprojekt beißpony“(ChicksOnSpeed Records) gegründet. Bei ihren Konzerten wird die Pop-Bühne zum offenen Atelier: Stephanie Müller bespielt preparierte Nähmaschinen und baut Klangobjekte, die live zum Einsatz kommen. Daneben produziert sie Hörspielmusik.
2018 hat Stephanie Müller mit einer performativ bespielbaren Versuchsanordung die Fachkonferenz Das Unarchivierbare archivieren in der documenta Halle in Kassel eröffnet. 2019 hat sie im Münchner Haus der Kunst die Arbeit Beihilfe zum Bankrott gezeigt.
Mit ihren Mixed Media Projekten war sie im Zuge von Stipendien vom Goethe Institut oder dem British Arts Council international auf Tour. Begleitend zu ihrer künstlerischen Arbeit ist Stephanie Müller auch im universitären Bereich aktiv. Seit 2016 ist sie zudem Teil der interdisziplinären Forschungsprojekte Making Art! Taking Part! und Räume kultureller Demokratie am Kunstschwerpunkt des Mozarteums und der Universität Salzburg.

www.hoelle.media
www.flachware.de/stephanie-mueller
https://youtube.com/channel/UC1Q35fbEqEVrrx_2PrYjHYg



11:30 Uhr | 
Workshops parallel in verschiedenen Räumen rund um das Festivalzentrum

Workshops:

Workshop 1 | Ruheraum Festivalzentrum

Doro Seror:
Joy of Weaving – Textile Up Art

Aus abgelegter Kleidung, gebrauchten und überflüssigen Textilien webt und knüpft Doro Seror sowohl zwei- als auch dreidimensionale Gebilde. Dabei ist ihr der Prozess der Transformation von gebrauchten Textilien, die unseren Planeten überfluten, ebenso wichtig wie die Vermittlung der Technik an andere.

In ihren interaktiven Installationen schafft sie zusammen mit den BesucherInnen gemeinsame Werke, vermittelt aber auch einfache Techniken „zum Mitnehmen“, die ohne besonderes Werkzeug auszuüben sind. So kann das Transformieren von Altkleidern in Kunst und Kunsthandwerk sich verbreiten und mehr Menschen tragen dazu bei, den textilen Kleidermüllberg zu reduzieren. Die simplen Techniken und das gemeinsame Handwerken erschafft eine Atmosphäre, die zum Erzählen und Zuhören animiert. So zelebriert Seror nicht nur manuelle Tätigkeit, sondern auch die analoge Vermittlung von Geschichten.

Die Installation Tuwas Tipi von Dorothea Seror ist über den ganzen Zeitraum des Festivals im Festivalzentrum / Ruheraum begehbar.

www.gofundme.com/joy-of-weaving

Doro Seror studierte Kunst an der Akademie der bildenden Künste in München. Ihr künstlerisches Schaffen umfasst Performances, textile und konzeptuelle Kunst, Skulpturen, Installationen, Bilder, Land Art und mehr. Im Bereich bildender und performative Kunst lehrt, leitet, kuratiert und organisiert sie. Als Solokünstlerin ist sie weltweit auf Ausstellungen, Biennalen, Residencies, Festivals und anderen künstlerischen Plattformen unterwegs. Sie erhielt diverse Förderpreise nationaler Institutionen.

Die Topoi ihres künstlerischen Schaffens sind Nachhaltigkeit, Wiederverwertung und Interaktion; sie verwertet bereits Benutztes wieder, einschließlich ihrer eigenen Kunst, so dass diese einem ständigen Prozess der Erneuerung unterworfen ist. Sie integriert die jeweilige Umgebung mit ihren Bewohner*innen in den künstlerischen Prozess und nutzt schamanische Techniken und Objekte in Ritualen und Performances.


Workshop 2 | MUCCA Kommandoraum

Theresa Bittermann / BiMän:
DJ*-Workshop mit BiMän

© Michelle Gleixner

Der DJ-Workshop vermittelt die Grundlagen des Auflegens und gibt eine Einführung über die Funktionsweisen eines CDJs und Mixers. Gemeinsam mit der audiovisuellen Interventionskünstlerin und DJ* Bi Män lernt ihr Übergänge und Beat Matching kennen. Besonders angesprochen und willkommen sind FLINTA* Personen (Female, Lesbian, Inter, Non-Binary, Trans, Agender). Bringt Kopfhörer mit und am besten eure Lieblingstracks auf einem USB 3.0 Stick in mind. Mp3 Qualität.

Theresa „BiMän“ Bittermann ist Audiovisuelle Interventionskünstlerin und macht postfemale crossover. Postfemale Crossover steht bei Bi Män für die Fusion verschiedenster Formen der musikalischen Kunst. Dabei bleibt es eindeutig uneindeutig. Sie will sich nicht auf eine bestimmte Kunstform oder Musikrichtung festlegen, sondern kombiniert aus ihrer Kreativität heraus Musik, Text und Bild zu einem Gesamtkonzept, der audiovisuellen Interventionskunst.

Ihr Sound ist ein Genre-Mix, der die Geschlechterverhältnisse überspitzt, indem vor allem Klänge und Beats von FLINTA* abgemixt werden. Dabei groovt Sie zwischen einem Universum von Musikstilen und Sounds und politisiert so die Hörer*innenschaft und erfindet die Matrix von Musik und Partys neu.

Sie ist zudem Teil des queerfeministischen DJ* Kollektivs WUT.


Workshop 3 | Playground

Lotte van den Hoogen:
Fe-mini-ism – Zines for Sister*hood

© Louise Aedtner

Die feministische Zine_Macherin Lotte van den Hoogen stellt ihr Gemeinschaftskunstprojekt Fe-mini-ism vor, mit dem sie Teilnehmer*innen dazu anregen möchte, sich durch den Austausch persönlicher Geschichten zu verbinden. Das Projekt, welches auch als feministisches Zine-Projekt bezeichnet werden kann, besteht aus einem umgebauten Tampon-Spender, aus dem man Zines (kleine Magazine) beziehen kann.

Die Zines wurden in Workshops gemacht und erzählen persönliche Geschichten über feministische Themen, wie z.B. Körperbild, catcalling und Sisterhood. Das Projekt zeigt, wie die Interaktion zwischen Leserinnen und Zine-Macherinnen zu einem gemeinsamen Verständnis beitragen kann. Diese Momente des gemeinsamen Verständnisses und der Verbundenheit führen nach Ansicht der Künstlerin zu einer kleinen Bewegung im Feminismus: fe-mini-ism, der Feminismus der kleinen Aktionen.

Lotte van den Hoogen ist eine feministische Zine-Macherin und Gründerin des gemeinschaftlichen Kunstprojekts fe-mini-ism. Durch ihr Studium der Fine Art and Design in Education an der Kunstakademie ArtEZ, Arnheim, (2015-2019) verbindet sie ihre pädagogischen und künstlerischen Fähigkeiten in den projektbegleitenden feministische Zine-Workshops. Das Projekt wurde auf verschiedenen Ausstellungen in Arnheim (2019), Amsterdam (2020) und München (2021) gezeigt. Van den Hoogen wird für das Jahr 2022 gefördert von Stipendienprogramm des Freistaats Bayern Junge Kunst und neue Wege.


Workshop 4 | Halle 6 Studio 2

Mitra Wakil und Claudia Schnupp:
Klitoris-Spekulationen in 3D-Technologie

In dem Workshop arbeiten wir unter der Anleitung von Mitra Wakil kollektiv an der Erforschung, Betrachtung und (Neu-)Interpretation der Klitoris. Im Sinne von Open Education machen wir uns neue Technologien zunutze – unsere Werkzeuge sind 3D-Modellierung und 3D-Druck. Die Klitoris ist aus historischen Gründen und bis in die Gegenwart hinein ein wenig bekanntes Organ. Wir untersuchen anatomische Darstellungen der Klitoris, und die Teilnehmenden können nach Installation eines kostenfreien 3D-Modellierprogramms und einer kurzen Erläuterung der Software, ihre Vorstellung einer Klitoris modellieren – sei es originalgetreu oder als organische Spekulation. Die Modelle werden während und nach dem Treffen am 3D-Printer gedruckt und den Beteiligten überreicht. Als Inputgebende tragen Claudia Schnupp und eine weitere Person ihre Perspektiven und Erfahrungen zur Dokumentation und Rezeption des Organs im medizinhistorischen und gynäkologischen Kontext und aus der Bildungsarbeit bei.

Mitra Wakil ist Künstlerin und entwickelt partizipative Formate des Umgangs mit 3D-Technologien, die oft gemeinsam mit Fabian Hesse und anderen KünstlerInnen, FabLabs und offenen Werkstätten für digitale Fabrikation entstehen. Seit 2020 lehrt sie als Professorin im Bereich Medienkunst an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Seit 2016 initiiert Mitra Workshops, in denen die Historie, Biologie und künstlerische Spekulationen zum Organ der Klitoris thematisiert werden.

Claudia Schnupp ist Ärztin und Politikwissenschaftlerin. Sie interessiert sich besonders für Themen an der Schnittstelle von Politik und Medizin wie Fehlerkultur und den Umgang mit Diversität im Klinikkontext oder den Zusammenhang zwischen Klimawandel und Gesundheit.

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